Schandmaul, Patent Ochsner und Krokus waren also in der Eishalle. Das ultimative Openair-Feeling retten konnten aber dann erst Punk-Ska von The Locos. Der ehemalige Ska-p Frontmann Pipi liess auch mich die guten Manieren vergessen und ich habe gepogt bis zum umfallen, was ich mit zahlreichen Hämatomen bezahlt habe (N.B. eigentlich heisst es ja slammen, pogen ist das auf-und-ab-Hüpfen, slammen des Anrempeln).
Völlig erschöpft habe ich uns beide dann in den Schlaf gequatscht. Aprops Biertrinken, kennt ihr das auch, dass man ab einem gewissen Flüssigkeitslevel, nach jedem Becher Bier pinkeln muss?! Ja, na dann könnt ihr euch ja vorstellen, dass es die ganze Nacht dauerte um diesen Vorrat wieder loszuwerden. Pinkelrunde N°1 war noch die angenehmste, auf N°2 wurde ich auf ein weiteres Bier eingeladen, bei N°3 fand ich unser Zelt nicht mehr auf Anhieb, bei N°4 merkte ich erst auf dem Dixieklo dass ich gar nicht musste, und bei N°5 war es schon taghell. Irgendwo sah ich Leute mit Badetüchern rumlaufen und dachte mir noch, die haben sicher im Flüsschen gebadet, bis sie mich aufklärten, dass es auf dem Festivalgelände Duschen gäbe. "Duschen?!" ruft der Smole empört, "wie dekadent! Wir sind an einem Openair und da muss man stinken!" "MANN kann gerne weiterstinken!" sagte ich, schnappte mir Duschzeugs und beeilte mich die anderen beiden einzuholen.
Da das Openair-Feeling nun vollends im Eimer war, machten wir uns auf ins nahe Dorfzentrum, wo wir im Tearoom bei Birchermüesli, Züpfli und Café gemütlich in der NZZ blätterten.
Zu unser beiden Überraschung war das Programm am Samstag besser als zunächst angenommen. Bei Mayqueen dachten wir zuerst, was will denn dieser Matthias Reim da auf der Bühne, aber die Queenhits grölten auch wir lauthals mit und bei Bohemian Rhapsody bereute ich es zum ersten Mal meine Haare um 20 cm gekürzt zu haben. Uriah Heep rockten! Die Opis gaben alles und hatten immer noch mehr Haare als zahlreiche ihrer, ebenfalls in die Jahre gekommenen, Fans in den ersten Reihen. Bagatellos, Within Temptation und die AC/DC Revival-Band machten aus dem Samstag wirklich ein Überraschungsei.
Sonntag. Schon Eingang Zeltplatz kam mir ein ziemlich verschlafen dreinblickendes Huscheli entgegen, dass mich nach den WC's fragte. Ich zeigte auf die Dixie-Klos am Ende des Zeltplatzes. Als ich sie später noch traf, und fragte, ob sie denn fündig geworden sei, sagte sie nur, nein, sie habe auch nicht weiter in den Zeltplatz hingehen wollen, es habe da doch recht grusig gestunken. Yes! Doch ein wenig Openairgeruch scheint aufgekommen zu sein! Dass für mich der Sonntag mit William White und Dada (ante portas) natürlich extatische Zuckungen und Begeisterungsstürme auslöste, hat weder mit dem Bassisten der einen noch dem Gitarristen der anderen Band etwas zu tun, sondern weil ich deren beiden Musik einfach liebe... Bei Open Season überliess mich der Smole dann alleine dem Reggaefeeling und verstaute das Zelt im Auto.
Das Festival war wirklich gelungen und hat Spass gemacht. Mit dem Smole sowieso. Jederzeit wieder, obwohl es vielleicht das letzte Festival in Huttwil gewesen sein könnte, wie mir Securityleute bei einem morgendlichen Plauderstündchen verrieten.