"Uff anbringen deren aus der Vorstatt ist geratten, dass si feiertagshalb wohl mögen feiern und tanzen, sonsten niemanden zwingen, sondern nach notdurfft lassen furen und wärchen"
In der zweiten Hälfte des 15. Jh. wurde die Bruderschaft Sanctae Margarithae in der Solothurner Vorstadt gegründet. Sie besteht aus Handwerkern, Geschäftsleuten und Bewohnern der sogenannten "minderen Stadt" - der Vorstadt. Damals wie heute wird alles als unerwünscht angesehene von der Altstadt in die Vorstadt abgeschoben: in früheren Jahren das Spital und Zuchthaus, heute die Gassenküche, die Drogenanlaufstelle wie auch das horizontale Gewerbe. Seit jeher setzen sich die St.-Margrithen Brüder und Schwestern für das Wohl der Vorstadt ein, die im Verlauf der Geschichte von Seuchen, Überschwemmungen, Bränden und zwielichtigem Gewerbe nicht verschont wurde.
1499 zogen die Männer der Vorstadt direkt nach der Kirchweihe aus nach Dornach, wo in der bekannten Schlacht das kaiserliche Herr zurückgedrängt wurde. An 3 Anlässen - dem Bott, der Chilbi und der Generalversammlung, Sauere Leber genannt, treffen sich die Herren und es wird der Schlachtbericht verlesen und die Ereignisse des Jahres werden origineller Vers- oder Prosaform vorgetragen. Die Weinspende des Bürgerkellers am Montag geht wohl noch auf die Feierlichkeiten zu Ehren der Heimkehrenden Soldaten 1499 zurück.
Der Sonntag ist der eigentliche Festtag mit Tagwachtschiessen, Kirchweihe, feinem Essen, festlicher Umzug in historischen Kostümen - die Kinder als Pfannebuebe und Pfannemeitschi, so süss sag ich euch, Tanz auf den Plätzen der Vorstadt und den Brücken. Traditionellerweise ist in diesen Tagen nur die Vorstadt geschmückt, auch die Brücken sind nur genau bis in die Mitte beflaggt, die Altstadt bleibt wo sie hingehört, auf der anderen Aareseite. Aufgenommen werden nur Männer und Frauen, die eine besondere Beziehung zur Vorstadt haben und hier wohnen oder geboren sind, oder natürlich jene illustre Festredner, die jedes Jahr als Ehrenbrüder aufgenommen werden, wie dieses Jahr Ständeratspräsident Rolf Büttiker oder letztes Jahr Exbotschafter Roland Borer (der zu unser aller Enttäuschung leider ohne die Gattin angereist kam).
Die Frauen, früher nur hübsches Beigemüse, bilden inzwischen eine starke Schwesternschaft mit eigenen sozialen Projekten.
Und übrigens: hübsch sind wir immer noch, oder?
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