MC Winkels Belly Off-Projekt ist in der 2. Woche und ich freue mich schon, weitere Erfahrungsberichte der Teilnehmenden zu lesen.
Mich persönlich fasziniert es, die Trainingseffekte auf physiologischer und biochemischer Ebene zu betrachten. So kann ich kleine Erfolge trotzdem erkennen, auch wenn das eigentliche Ziel, die Sitzfalten-Reduktion, noch in weiter Ferne zu sein scheint.
Pulsfrequenz-Analyse:
Während des Trainings herrscht ein reger "kommunikativer" Austausch zwischen den Muskelzellen und meinem Herzen. Die Muskulatur meldet dem Herzen: "Hej hallo, wir werden gefordert, schick' mal etwas mehr Sauerstoff." Und das Herz beginnt vermehrt zu pumpen. So zirkuliert das Blut schneller im grossen Kreislauf zu den Muskeln und im kleinen Kreislauf durch die Lunge, wo die roten Blutkörperchen mit Sauerstoff beladen werden. Die Pulsfrequenz steigt also bis die Muskelzellen wieder melden: "Reduziere, wir haben genug!" Die Pulsfrequenz sinkt wieder etwas. So geht das hin und her. Würde man nun diese Frequenz sekundengenau messen, sähe man eine linear mit der Belastung steigende Pulskurve, die eine winzige Berg- und Talfahrt macht, was der ständigen Rückmeldung von Herzen und Muskulatur entspräche. Je untrainierter ich war, desto grössere Berge und Täler waren auf dieser Kurve zu sehen. Aber schon nach 2 Wochen regelmässigen Trainings, wird aus der Zickzack-Linie langsam eine Gerade.
Die Pulsfrequenz dient auch beim Conconitest dazu, die sogenannte Conconischwelle zu ermitteln, auch Deflaktionspunkt genannt. Das ist die anaerobe Schwelle, ab der die Muskelzelle bei der Energiebereitstellung aus Glucose vermehrt Lactat als Endprodukt anhäuft. Auf der Pulskurve sieht man eine Senkung, als ob das Herz für einen Moment wie bei einer Resignation weniger schlägt und dann einen sofortigen hohen Anstieg der Pulsfrequenz. Leider sieht man das nicht immer so genau, deshalb wird in der modernen Leistungsdiagnostik der Conconitest mit einem Lactatstufentest kombiniert.
Messung der Milchsäure (Lactat) im Blut:
Lactat ist eine Säure, und wenn der Abbau dieser Säure nicht mehr genug schnell erfolgt, kann es im Muskel zu einer Übersäuerung kommen, einer Acidose. Geringe Mengen Lactat (Milchsäure) werden immer gebildet von der Muskelzelle. Dieses wird ins Blut abgegeben und in der Leber mittels Gluconeogenese wieder zu Glucose ("Zucker") verstoffwechselt, welche wieder in die Muskelzelle gelangt. Dort können unsere körpereigenen Kraftwerke, die Mitochondrien, aus dieser Glucose wieder Energie für die Muskelarbeit bereitstellen.
Beim Lactatstufentest wird die Menge Lactat, die im Blut zirkuliert, gemessen. Schon nach dem Aufstehen am Morgen ist unser Blutlactat um die 1 mmol/l. Beim Training steigt dieser Wert. Für ein optimales Ausdauertraining ist ein Blutlactatwert von 2.4 mmol/l ideal. Bereiche bis 3 mmol/l Lactat werden bei einem intensiven Ausdauertraining gemessen. Darüber erfolgt dann das Intervalltraining. Die obere Schwelle ist hier individuell. Sie entspricht dem Lactatwert, der beim Conconitest an der anaeroben Schwelle ermittelt wird.
Ich trainiere nun seit 2 Wochen mit einer fixen Belastung, bei der ich zu Beginn des Trainings 2.4 mmol/l Lactat im Blut hatte. Nun sinkt meine Pulsfrequenz plötzlich von Training zu Training und mein Blutlactatwert auch. Diesen Trainingseffekt auf biochemischer Ebene erkläre ich Euch nächste Woche und auch warum gewisse Muskelfasern ihre Energie aus Fettsäuren beziehen und andere aus Glucose, und wie man erstere vermehren kann.
Jetzt müsste ich nur noch meine Energiezufuhr von Aussen - sprich mein Essverhalten - energetisch besser im Griff haben. So viel Denken gibt Hunger und Hirnzellen wollen auch versorgt werden, darum gibt's jetzt Frühstück. E Guete.
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