Ein Weekend mit Zürchern, Baslern und Deutschen wurde spannender, als ich dachte.
Donnerstag:
Wer's kennt, der liebt's. Das Bami-Goreng im Restaurant Baseltor ist auch in der nicht-vegetarischen Variante ein Genuss. Auf alle Fälle lieferte es genug Energie für stundenlange Gespräche während Jazzklängen mit Tropenlicht.
Freitag:
Trotz wenig Schlaf habe ich den letzten Tag in der Pathologie unbeschadet überstanden.
Am Abend wiederum nach Bern unterwegs ans Dusty Mule-Konzert, änderte ich kurzfristig meine Pläne zugunsten Vocal.piano mit Gallus Hächler und Ingrid Lukas an der Herbstmesse in Solothurn. Zugegeben war meine Stimmung eher auf Hardrock denn Blues eingestellt, aber einem Zürcher anschliessend die Schönheiten Solothurns näher zu bringen, war einfach meine Eingeborenen-Pflicht.
Obwohl Gallus Hächler unglaublich talentiert ist und die ehemalige Musicstars-Teilnehmerin Ingrid Lukas eine angenehme Stimme hat, vermochten sie das zahlreiche Publikum weder zum Zuhören noch zum Applaudieren zu bewegen. Woran's lag, war uns relativ schnell klar. Die schöne Figur in Jeans, einer hochgeschlossenen Bluse und Cowgirlweste versteckt und die halblangen, blonden Haare zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden, biss sich rein optisch mit der leicht verruchten Stimme der Sängerin. Dass sie sich des öfteren nicht lasziv, sondern müde wirkend während der Songs hinsetzte und keinen Kontakt mit dem Publikum suchte, trug auch nicht viel zur Stimmung bei. Gallus Hächler stand ihr in Sachen Outfit in nichts nach und präsentierte sich in T-Shirt und hässlichen Turnschuhen. Das gestylte Ü30-Publikum hätte mehr Jazz-Eleganz erwartet und würdigte dem Auftritt kaum Beachtung. Schade, wie ich finde, denn musikalisch war die Leistung wirklich gut. Leider verlangt das verwöhnte Publikum heutzutags aber das Gesamtpaket, all-inklusiv sozusagen. Zieht der Dame ein Kleid an, dem Herren einen Anzug und es werden garantiert mehr Leute applaudieren. Wir taten's nach jedem Stück.
Samstag:
Wiederum nach wenig Schlaf, tat ich etwas, was ich 3 Jahre nicht mehr wagte: Ich besuchte den Solothurner Samstagsmarkt zur Hauptflanierzeit. Ausser freitags in IKEA, gibt es sicher keinen anderen Ort, wo die Pärchen so schonungslos ihre Zweisamkeit zelebrieren. In den Cafés sind prinzipiell nur immer 2er-Plätze besetzt, ausser die vereinzelten hartgesottenen Singles stellen die Pärchen vor eine schier unlösbare Aufgabe, wenn an einem 4er-Tisch plötzlich zwischen 3 Plätzen gewählt werden muss. Zu meiner Überraschung war es gar nicht so schlimm. Nicht die Pärchen beobachten zu müssen, sondern für einmal auch nach 2 freien Stühlen Ausschau zu halten. Also ehrlich gesagt, es war sogar sehr schön und ich würde es wieder tun.
Am Abend traf ich Des Pudels Kern in Basel. Auf der Kleinen Bühne erklärte Kuttner die Welt. Die schicke Gesellschaft (ich will auch so einen roten Mantel!), die ergatterten Plätze auf den Sofas im Saal und die Vorfreude auf ein Stück Kult, den ich bisher ungewollt verpasste, versprach einen unterhaltsamen Abend.
Der Ostberliner Jürgen Kuttner machte mir schnell klar, warum er Kultstatus inne hat. Ich nahm es persönlich, als er die Neulinge im Saal verspottete, aber das wollte er ja. Gekonnt interpretiert er Sätze in Tageszeitungen, die so kein Journalist eigentlich schreiben dürfte, hätte er denn eine Ahnung, wovon er schreibt, so fragt sich Kuttner denn auch: "Kann man eine Gegenleistung verlangen, wenn man Scheisse gebaut hat und diese mit einer Geldzahlung wieder gut macht?" Videogeschnipsel aus der deutschen Fernsehlandschaft von früher wie heute einmal persönlich nehmen und sich hinterfragen, was die eigentlich meinen damit? So hinterfragt es Kuttner denn auch in einem Redeschwall, den mein Sprachzentrum beinahe ohne Untertitel kaum bewältigen konnte und wird wegen des Ergebnisses tobsüchtig. Unglaubliche Performance, sag ich dazu nur. Ich verstehe, warum das Kult ist. Nächstes Mal juble ich auch vor dem letzten Videoschnipsel, aber meinen BH werfe ich dennoch nicht auf die Bühne, Turnschuhe tun's ja anscheinend auch.
Auf dem Weg zum Parking traf ich dann noch eine Freundin aus Studienzeiten. Basel ist ein Dorf.
Sonntag:
Lange Schlafen, eine SMS nach dem Erwachen erhalten, stundenlang mit dem Hund herumwandern, die Sonntagszeitung lesen, wieder mal Crêpes essen, die SMS beantworten und gleich wieder Rückmeldung erhalten.
So muss es sein, das macht glücklich.
Labels: Life of Chnübli