Was meint Ihr, könnte man mit einem Schwangerschaftstest aus der Apotheke auch nachweisen, ob eine Kuh trächtig ist?
Die Antwort lautet: nein. Somit hatten Florian, Freddy und Bugsierer recht.
Nur, warum nicht?
Wie Freddy richtig erwähnte, weist man im humanen Schwangerschaftstest ein Hormon nach, das humane Chorionic-Gonadotropin (hCG). Für die Produktion dieses Hormons ist die befruchteten Eizelle verantwortlich. So gesehen ist es die erste wesentliche Differenzierungsleistung des frisch gezeugten Embryos.
Das hCG ist bereits ab dem 5.-6. Tag im Urin und dem Blut der Mutter nachweisbar. Der Schwangerschaftstest aus der Apotheke hat Antikörper gegen dieses Hormon auf dem Teststreifen, das sich an das hCG aus dem mütterlichen Harn bindet und mittels weiterer Signalantikörper, die auf einer Linie des Teststreifens sitzen, einen Farbumschlag auf dem Streifen erzeugen.
Zurück aber zu den Kühen:
Warum könnte man dort nicht einfach das entsprechende Hormon nachweisen? Es müsste dazu doch einfach ein Teststreifen angepasst werden?
Meine Antwort dazu ist ganz simpel: es ist nicht nötig.
Der Zyklus der Kuh (21 Tage) und der der Frau (28 Tage) unterscheidet sich nicht nur in der Länge der Tage, sondern auch durch die Einnistung der befruchteten Eizelle in der Schleimhaut der Gebärmutter (Uterus). Wenn sich der menschliche Embryo am 5.-6. Tag nach der Befruchtung bereits im Endometrium des Uterus implantiert, dauert es bei der Kuh 20 Tage bis zur Anhaftung. Erst ab diesem Zeitpunkt produziert der Embryo oben genanntes Hormon.
Ja aber dann könnte man doch ab dem 20. Tag bei der Kuh einen Test machen?
Meine Antwort dazu ist wiederum, es ist nicht nötig. Die Natur ist nämlich der beste Schwangerschaftstest überhaupt.
Kühe zeigen Brunstsymptome. Diese bleiben aus, wenn die Kuh trächtig ist. Erfolgt keine Implantation einer befruchteten Eizelle bis zum 20. Tag, fällt der Spiegel des von der Mutter produzierten Hormons Progesteron, das für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft nötig ist, im Blut ab. Über endokrine Regelkreise und diverse Hormone, die ich nun nicht näher erklären will, kommt es bei der Kuh kurz vor dem Eisprung - und damit Beginn eines nächsten 21-tägigen Zyklus - zu den Brunstsymptomen. Diese können vom Bauern beobachtet werden und sind für ihn ein sicheres Zeichen, dass die Kuh nicht trächtig ist und kurz vor dem nächsten Eisprung steht. Umgangssprachlich nennt man das "stierig". Die Kühe lassen andere Kühe aufreiten (Duldungsreflex), manche Brüllen und zeigen starken Bewegungsdrang, Schleimbiludng in/an der Vulva und Milchrückgang. Das ganze dauert einen Tag und danach sollte innert 6 Stunden besamt werden.
Könnte man trotzdem einen Test machen?
Theoretisch ja, nur wird niemand daran interessiert sein. Einen Test, den man erst am 20. Tag einsetzen kann, wohingegen 2 Tage später Brunstsymptome gratis sichtbar sind, wird niemand bezahlen.
Haben Frauen denn keine Brunstsymptome?
Nein. Da könnt Ihr jetzt gerne in den Kommentaren versuchen das Gegenteil zu beweisen. Aber wissenschaftlich gsehen gibt es solche nicht. Manche Frauen spüren den Eisprung als sogenannten "Mittelschmerz", ein Ziehen im Unterbauch, das monatlich die Seite wechselt. Weitere Brunstsymptome sind in keiner Studie veröffentlicht worden.
Leider konnte ich die zahlreichen Kommentare heute nur via Handy lesen aber nicht beantworten, weil ich in einer Internet-freien Praxis gearbeitet habe (ja das soll's geben.) Gefreut habe ich mich trotzdem. Vielen Dank für's Raten!
PS:
Eine interessante Frage stellte gerade Filomenal. Und weitere Unterschiede zwischen Haussäugern und dem Menschen gab's bei mir im letzten Jahr.
Labels: Life of Chnübli, Rätsel, Vetmed